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Bisherige Aktivitäten

des AK Demokratie

Tagungsbericht

Tagung von AK Demokratie und PrEval „Sollten wir die Demokratie(-förderung) und ihre Evaluation automatisieren?“ Haus der Leibniz-Gemeinschaft, 3.-4. Juni 2024

 

Am 3. und 4. Juni 2024 fand in Kooperation mit dem Verbundprojekt PrEval – Zukunftswerkstätten, Evaluation und Qualitätssicherung in der Extremismusprävention, Demokratieförderung und politischen Bildung die Frühjahrstagung des AK Demokratie der Deutschen Gesellschaft für Evaluation (DeGEval) statt. Im Haus der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin fanden sich Evaluator*innen, Wissenschaftler*innen, Zivilgesellschaft, Vertretungen von Bundesministerien und weitere Interessierte ein, insgesamt rund 60 Personen, um über die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Evaluation zu diskutieren. Im Zentrum der Tagung standen die Fragen, ob KI die Demokratie(-förderung) stärken kann und wie sie für deren Evaluation einsetzbar ist. Über zentrale Inputs und interaktive Formate wurden KI- Erhebungsmethoden und Ansätze des Wissenstransfers, politische und ethische Herausforderungen, die mit dem Einsatz von KI einhergehen sowie Fragen des Datenschutzes erörtert. Ziel der Tagung war es, unter Berücksichtigung der Risiken herauszuarbeiten, welche neuen Möglichkeiten die KI für die Evaluation und die Demokratie(-förderung) bereithält.

Nach einleitenden Begrüßungen durch PD Dr. Rainer Strobl (proVal, für die Sprecher*innen des AK Demokratie) und Dr. J. Olaf Kleist (DeZIM-Institut, für die PrEval Zukunftswerkstätten) begann die Tagung mit einer Diskussionsrunde zum Einfluss der KI auf die Demokratie. Rainer Rehak (Weizenbaum-Institut) erläuterte die verschiedenen Arten von KI und ihre Anwendungslogiken, um einerseits einer Überschätzung ihrer Möglichkeiten zu widersprechen und andererseits die Notwendigkeit ihrer Regulierung zu betonen. Dr. Katja Muñoz (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik) fokussierte kritisch den Einsatz von KI für Desinformation und die Möglichkeit der Manipulation demokratischer Wahlen und Prozesse, während Dr. Deborah Schnabel (Bildungsstätte Anne Frank) die neuen Möglichkeiten der politischen Bildung hervorhob - etwa durch den Einsatz von Bots oder „Hologrammen“ anstelle von Zeitzeugen - aber auch vor Verstärkung von Rassismus und Antisemitismus durch antidemokratische Akteure warnte. Dr. Anneli Rüling (BMFSFJ) verwies auf die vielfältigen, potenziellen Anwendungen von KI im Bundesfamilienministerium, z.B. in der Forschung und der Demokratieförderung, um Daten erfassen und auswerten zu können, nicht ohne jedoch auf datenschutzrechtliche Einschränkungen und halluzinierende Gefahren hinzuweisen. In der anschließenden Diskussion bestand Einigkeit darüber, dass die KI in alle Bereiche von Verwaltungen und politischer Bildung vordringen wird, Sinn und Zweck aber in jedem Einzelfall hinterfragt werden muss, zumal teils nicht absehbare Folgen damit verbunden sind. So müssten KI-Anwendungen eben evaluiert und analog einer kritischen Mediennutzung der Umgang mit KI gelernt und gelehrt werden.

Im zweiten Teil der Tagung stellten verschiedene Arbeitsgruppen der PrEval-Zukunftswerkstätten erste Überlegungen vor. Anknüpfend an die Podiumsdiskussion präsentierte Marcus Kindlinger (Universität Duisburg-Essen/ PrEval) Überlegungen zu einem Monitoring von KI-Verständnis (Literacy) und stellte dafür verschiedene Kriterien vor, die für einen bewussten Umgang mit der Technik - insbesondere für Jugendliche und im Bereich der Bildung - nötig sind. Anschließend fragten Svetla Koynova (PrEval/ Violence Prevention Network) und Moritz Lorenz (PrEval/ i-unito) in einem interaktiven Format, inwiefern ChatGPT dabei helfen kann, ein Evaluationskonzept zu erstellen. Die mit Prompts erfragten Ergebnisse, so der Kanon, waren durchaus richtig, aber für die Durchführung und sinnvolle Anwendung zu ungenau und zu unspezifisch: Ohne gute Kenntnisse von Evaluation war eine allgemeine generative KI nicht nutzbar. KI kann diese Arbeit zwar nicht entsprechend ausführen, aber hilfreiche Assistenzfunktionen übernehmen.

In der abendlichen, von Irina Bohn (ISS/ AK Demokratie) moderierten Keynote spannte Linda Raftree (MERL Tech Initiative) einen breiten Rahmen auf: KI-Arten und Vorstellungen über diese, ihre kommerzielle Verarbeitung von KI-Daten bis hin zu Anwendungsbeispielen in der Evaluation wurden erläutert, um ethische Risiken und Einschränkungen aufzuzeigen. Die anschließende Debatte thematisierte dann die Implikationen von KI-Daten, ihrer gesellschaftlichen Nutzung und ihrer Entwicklungspotentiale. Raftree stellte klar, dass die Nutzung von KI in der Evaluation noch ganz am Anfang stehe und hier Kollaborationen jenseits etablierter Tech-Giganten notwendig seien, um gemeinsam das demokratische und ethische Potential der KI für Evaluationen herauszuarbeiten und anzuwenden.

Der zweite Tag begann nach einer Begrüßung durch Dr. Mirjam Weiberg (DeZIM-Institut/ AK Demokratie) mit Vorträgen zur Erhebung von (Evaluations-)Daten mittels KI. Kai Rompczyk (Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit) zeigte anhand der Evaluation von entwicklungspolitischen Projekten, wie eine automatische Kategorisierung durch KI transparent gestaltet wurde. Ein Instrument zur assestierten Auswertung qualitativer Interviews stellte Dr. Susanne Friese (Founding director of Queludra / Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften) vor, um zu zeigen, wie dabei Fallstricke umgangen und durch flexible Codierung verschiedenen Fragstellungen am gleichen Material bearbeitet werden können. Dimitar Dimitrov (GESIS) führte die Möglichkeit der Nutzung von Big Data durch KI aus, am Beispiel von Tweets während der COVID-Pandemie und ihres Bezugs auf wissenschaftliche Studien, um die Qualität öffentlicher Debatten zu steigern. In der anschließend von Simon Müller (DeZIM-Institut/ PrEval) moderierten Diskussion, waren sich die Präsentierenden einig, dass der Einsatz von KI für die Sozialforschung noch in Pilotphasen stecke, aber großes Potential besitze, Datenmengen und damit auch Fragestellungen zu bearbeiten, die bisher nicht in Betracht gezogen wurden. In dem abrundenden Vortrag zum Datenschutz bei der Nutzung von KI zog Dr. Susanne Friese eine positive Bilanz anhand der Nutzungsbedingungen und Verarbeitung von Daten durch KI-Anbieter und -Plattformen, zumindest sofern die richtigen Einstellungen und Tools benutzt würden. In den Nachfragen wurde jedoch auch Skepsis laut, inwiefern Zusagen von Tech-Firmen und die Intransparenz von KI-Systemen vertrauenswürdig seien, nicht zuletzt da hier ein offener Graubereich zwischen legalem und ethischem Datenschutz bestehe.

Zum Abschluss der Tagung präsentierte Prof. Dr. Jan Hense, moderiert von PD Dr. Rainer Strobl (AK Sprecher*innenteam / proVal), in seiner Keynote die Überlappung von KI und den vielfältigen Aufgaben von Evaluierenden. Er gab einen Einblick in die Funktionsweise von Large Language Models (LLM) und ging dann entlang von Erhebungen und Studien der Frage nach, womit Evaluierende beschäftig seien. Das Ziel solle sein, Funktionen von KI und Aufgaben von Evaluationen in einer angedachten Matrix zusammen zu bringen: Wo und wie könnten KI-Anwendungen zukünftig hilfreich sein. Dabei betonte er, dass KI weniger die Arbeit und Verantwortung der Evaluation übernehmen könne, sondern dass sie vielmehr Hilfsmittel seien. Dies führte nicht nur zu Diskussionen darüber, wo die Kompetenzen von Evakuierenden liegen, sondern auch darüber, ob die Verantwortung letztlich nicht bei den Auftraggebenden liegen solle und diese mit passenden KI-Instrumenten Evaluationen daher selbst durchführen könnten. Am Ende bestätigte sich der Titel des Vortrags: „Vorhersagen sind schwer, vor allem, wenn sie die künstliche Intelligenz betreffen.“

Insgesamt konnte die Tagung einen Einblick in den aktuellen Stand im Themenfeld KI-Demokratie(-förderung) und Evaluation geben, zu Überlegungen und Diskussionen anregen und die Relevanz der KI für zukünftige Evaluationen zumindest vorsichtig unterstreichen.

 

Frühjahrstagung AK Demokratie & PrEval Zukunftswerkstätten 2023

"Wie lässt sich Demokratie(förderung) messen"

Veranstaltungsdatum: 09. - 10.05.2023
Veranstaltungsort: Berlin

Am 09. und 10.05. veranstaltet der AK Demokratie seine diesjährige Frühjahrstagung zum Thema „Wie lässt sich Demokratie(förderung) messen?“. Die Tagung findet in Kooperation mit den PrEval Zukunftswerkstätten statt und widmet sich der Frage, wie die Wirkung von Demokratieförderung evaluiert werden kann und sollte. Insbesondere der interaktive Austausch mit Kolleg:innen steht im Mittelpunkt.

>> Detailliertes Programm

Sommertagung des AK Demokratie in Gründung

In Kooperation mit der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften am 14./15. Juli 2022 in Wolfenbüttel

Partizipation als Gegenstand und Herausforderung der Evaluation

In der Demokratieförderung hat sich in den vergangenen 30 Jahren viel getan: So gibt es mittlerweile einen breiten Konsens, dass Demokratieförderung nicht nur eine zivilgesellschaftliche, sondern auch eine dauerhafte staatliche Aufgabe ist. Entsprechend werden Projekte, die die Demokratie stärken und anti-demokratischen Tendenzen entgegenwirken, über große Bundesprogramme, aber auch über zahlreiche Förderprogramme auf der Landesebene und auf der kommunalen Ebene gefördert. Gelingt es aber tatsächlich, die Demokratie mit den bereitgestellten Mitteln dort zu stärken, wo sie gefährdet und bedroht ist?

Partizipation spielt in der Demokratie und der Demokratieförderung eine wichtige Rolle: Zum einen ist sie konstitutives Element einer lebendigen Demokratie. Zum anderen ist sie in verschiedener Hinsicht ein wichtiges Thema für die Demokratieförderung: Fragen sind hierbei u.a., wie sich der Demokratiebeitrag partizipativer Verfahren evaluieren lässt, wie Partizipation die Evaluation beeinflusst, an welchen Stellen Partizipation im Evaluationsprozess möglich und sinnvoll ist oder ob Partizipation nicht vielfach nur simuliert wird.

An diesen Fragen setzt die diesjährige Frühjahrstagung des Arbeitskreises „Demokratie“ i.G. der DeGEval an. Diskutieren wollen wir sie zusammen mit Vertreter:innen der Wissenschaft, der Evaluationsorganisationen, der Zivilgesellschaft und der Bundesinnen- und Bundesfamilienministerien als größten Programmgebern in diesem Bereich.


Termin: 14. / 15. Juli 2022

Veranstaltungsort: Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Adresse: Am Exer 6, 38302 Wolfenbüttel

 

Kontakt Nachfragen: qualentw-ba-s@ostfalia.de

 

 

Programm

Do, 14. Juli, 13:00-18:00 Uhr

 

Uhrzeit

Programm

13:00-13:30

Eröffnung und Begrüßung

Prof. Dr. Olaf Lobermeier (Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften)

PD Dr. Rainer Strobl (AK „Demokratie“ i.G.)

 

Gebäude 11, Raum 001

13:30-14:45

Keynote

„Wie lässt sich der Demokratiebeitrag partizipativer Verfahren evaluieren?“

Prof. Dr. Thomas Widmer (Universität Zürich)                                  

 

Gebäude 11, Raum 001

14:45-15:15

Kaffeepause und Get-together

15:15 – 16:45

Session 1

„Partizipation als Methode und Gegenstand der Evaluation“

 

Irina Bohn/ Carlos Becker:

Partizipative Evaluation: Anspruch, Wirklichkeit, Nutzen und Grenzen im Kontext professioneller Expertise

(Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V.)

 

Dr. Susanne Giel:

Anregungen aus der Partizipativen Forschung: Chancen und Grenzen für die Durchführung von Evaluationen (Univation - Institut für Evaluation)

 

Dr. Andrea Prytula/ Dr. J. Olaf Kleist:

Selbst-Reflexive Evaluation: Partizipation als Gegenstand und Methode

(Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung)

 

Gebäude 6, Raum 147

Session 2

„Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Partizipative Evaluation in Förderprogrammen“

 

Prof. Dr. Olaf Lobermeier:

Partizipation: Simulation von Beteili- gung oder Stärkung demokratischen Handelns?

(Ostfalia Hochschule)

 

Camelia Müller, MA:

Wirkungszentrierte Qualitätsentwick- lung: Ein partizipatives Vorgehen zur Entwicklung von Bildungskonzepten zur Demokratiestärkung

(Ostfalia Hochschule)

 

Stefanie Reiter, Dipl. Soz.

Mittendrin oder nur dabei? Potentiale und Grenzen von Partizipation in der Evaluation emergenter Programme

(Deutsches Jugendinstitut e.V.)

 

Gebäude 6, Raum 229

16:45-17:00

Kaffeepause und Get-together

17:00-18:00

Plenum

Kurzimpuls: „Simulation, Sinnhaftigkeit von und Schranken für Partizipation“

Moritz Maikämper (Akademie für Raumentwicklung, Leibniz-Gemeinschaft)

 

Gebäude 11, Raum 001

Ab 19:00

Gemeinsames Abendessen

Ristorante Da Giovanni Ahrend, Harzstraße 20, 38300 Wolfenbüttel

 

Fr, 15. Juli 2022, 10:15-13:45 Uhr

 

Uhrzeit

Programm

10:15-11:45

Podium

„Partizipation in Bundesprogrammen der Demokratieförderung“

Moderation: PD Dr. Rainer Strobl (proVal)

 

Prof. Dr. Jörg Faust (Dt. Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit)

Rüdiger J. Hamm (Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus)

Dr. Axel Lubinski (Bundesministerium des Innern und für Heimat)

Dr. Anneli Rüling (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)

Dr. Mirjam Weiberg (Sprecher:innen-Team AK „Demokratie“ i.G.)

 

Gebäude 11, Raum 001

11:45-12:15

Get-together – Ende des öffentlichen Teils

12:15-13:45

Treffen AK „Demokratie“ i.G. (intern)

 

Gebäude 11, Raum 001