Unter diesem Motto lud der Arbeitskreis Wirtschaft in der Deutschen Gesellschaft für Evaluation (DeGEval) am 17. März 2016 zu einem Workshop im DLR-Projektträger in Bonn ein, um Ansätze zu diskutieren, wie Akteure in der Wirtschaft, aber auch in Wissenschaft und Politik mit Unsicherheiten umgehen können. Dabei ging es darum gemeinsam mit den rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu diskutieren, wie die strategische Vorausschau in Planungs- und Strategieprozesse integriert werden kann und wie Kreativitätsprozesse strukturiert werden können. Nach einer kurzen Einführung in die Rolle von Evaluationen in der Wirtschaft und die Bedeutung von Vorausschauprozessen wurde die Anwendung durch eine Reihe von Praxisbeispielen aus unterschiedlichen Bereichen belegt. Vorträge über die Erfahrungen mit Vorausschauprozessen stammten vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, der ZENIT GmbH, der Prognos AG, dem VDI-VDE/IT, dem DLR-Technologiemarketing sowie von Foresight Intelligence. Zum Abschluss wurde gemeinsam eine kreative Methode der Vorausschau und Szenarienentwicklung angewandt. Die Veranstaltung wurde moderiert von Frau Dr. Sonja Kind (VDI/ VDE-IT Gmbh) und Herrn Roman Noetzel (DLR Projektträger), die beide als Bundessprecher des Arbeitskreises Wirtschaft in der DeGEval engagiert sind.
Die Einschätzung der Vortragenden zur Bedeutung von Foresight-Prozessen und zur Veranstaltung belegen die wachsende Bedeutung von Methoden der strategischen Vorausschau für Entscheidungsprozesse in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Im Folgenden sind kurze Statements der Vortragenden zu zwei Leitfragen dokumentiert:
- Welche Bedeutung hat das Thema Foresight für die Aktivitäten Ihrer Organisation? Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit dem Thema gemacht?
- Welche Einsichten haben Sie durch den heutigen Workshop gewonnen?
Herr Dr. Herbert Rath, Geschäftsführer der Zenit GmbH. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Internationalisierungsberatung, Netzwerkmanagement, Strategie- und Unternehmensberatung, Innovationsmanagementberatung sowie Projektmanagement:
„KMU in Nordrhein-Westfalen nutzen das Thema Foresight bisher relativ wenig; hier besteht seitens der Unternehmen wenig Bedarf. Foresight-Prozesse gewinnen allerdings langfristig an Bedeutung, weil sie wichtigen Input für Roadmapping-Prozesse liefern. Roadmapping, insbesondere Technologie-Roadmapping, ist von großer Bedeutung für die Unternehmensentwicklung, weil es dabei unterstützt, die Kundensicht mit der Binnensicht des Unternehmens zu verbinden.
Die einzelnen Vorträge des Workshops des AK Wirtschaft haben neue Einblicke zu unterschiedlichen Instrumenten gegeben. Dabei sind besonders die Beispiele zur Umsetzbarkeit in der praktischen Arbeit interessant, die neue Impulse für die weitere Arbeit in diesem Themenfeld liefern.“
Herr Holger Bornemann, Partner und Leiter der Geschäftseinheit „Wirtschaft, Innovation, Region“ bei der Prognos AG:
„Die Unterstützung von Strategieprozessen in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft durch Foresight-Instrumente gehört zum Markenkern der Prognos AG. Auch mittelständische Kunden beschäftigen sich zunehmend mit diesem Thema und beauftragen uns, die Prognos AG, mit Trend- und Marktanalysen für die Erschließung neuer Märkte - so zum Beispiel Sparkassen.
Der Workshop hat deutlich gemacht, dass viele Unternehmen, insbesondere KMU, sich noch nicht systematisch mit der eigenen Zukunft befassen und dadurch Chancen für die Unternehmensentwicklung ungenutzt lassen. Die Verbreitung von Wissen über Methoden und Möglichkeiten von Foresight und Roadmapping kann den Unternehmen dabei helfen, diese Chancen zu ergreifen.“
Herr Dr. Dietmar Heyland, stellvertretender Leiter des Technologiemarketings im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt:
„Foresight ist für das DLR als Forschungs- und Entwicklungseinrichtung von Bedeutung, um abschätzen zu können, welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse zukünftig bestehen und wie Know-how und Technologien des DLR z.B. in Form von neuen Produkten und Dienstleistungen am Wirtschaftsmarkt diese Nachfrage befriedigen können. Dafür werden vom Technologiemarketing alle zwei Jahre potenzielle Eigenschaften zukünftiger Marktprodukte von Megatrends abgeleitet. Diese Trends werden abgeglichen mit Technologieentwicklungen des DLR in den Forschungsschwerpunkten Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheit mit dem Ziel der Identifikation der Marktbereiche, in denen DLR-Technologien Innovationen besonders vorantreiben können bzw. wo ein DLR-Technologietransfer Erfolgschancen bietet.
Foresight und Roadmapping helfen dabei, die Balance zu halten zwischen wissenschaftlichen Kernaktivitäten und dem Adressieren wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedarfe über den Transfer von Wissen und Technologie des DLR. Für das DLR-Technologiemarketing sind diese Prozesse immer dann erfolgreich, wenn Know-how des DLR Anwendungen im Markt findet, etwa durch Ausgründungen oder Lizenzierungen, und dort einen entsprechenden Mehrwert schafft.“
Herr Dr. Antonino Ardilio, Leiter des Competence Center Technologiemanagement am Fraunhofer-Institut fu?r Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO):
„Die Mission der Fraunhofer-Institute ist es, Technologien, die aus eigener Forschung entstehen, an den Markt zu bringen. Für dieses Ziel sind Foresight-Prozesse hoch relevant. Diese Prozesse helfen dabei, potenzielle Partner, aber auch Konkurrenten im In- und Ausland zu identifizieren. Die Analysen helfen uns dabei, die eigenen Stärken zu identifizieren. Vielversprechende Technologien können zur Marktreife weiterentwickelt werden und Potenziale für zukünftige Forschungsansätze werden erkennbar.
Der Workshop bot die Möglichkeit, mit vielen Akteuren aus Deutschland in Kontakt zu treten und das persönliche Netzwerk weiterzuentwickeln. Die einzelnen Vorträge boten spannende Einblicke in die unterschiedlichen Perspektiven zum Umgang mit Foresight in Wirtschaft, Beratung und Forschung.“
Herr Dr. Johannes Gabriel, Gründer und Direktor von Foresight Intelligence:
„Der bewusste Umgang mit Zukunft kann durch Foresight-Prozesse befördert werden. Dabei stehen alle Akteure vor ganz ähnlichen Herausforderungen im Umgang mit Ungewissheit, unabhängig davon, ob es sich um Akteure aus Wirtschaft, Politik oder Gesellschaft handelt. Es mag gewisse Unterschiede im Umgang mit Zukunft zwischen den Sektoren geben, doch Foresight-Instrumente wie Szenarien oder Roadmapping können in Organisationen aller Sektoren Anwendung finden.
Die Vernetzung mit potenziellen Partnern ist ein großer Vorteil von Workshops wie dem heutigen. Gerade im Austausch mit den Teilnehmern wird immer wieder deutlich, wie wichtig bei der Vorausschau das Zusammendenken technologischer, gesellschaftlicher und politischer Entwicklung ist, um die berühmten Punkte rechtzeitig miteinander zu verbinden.“
Hier können Sie die Vorträge der Sprecher des Workshops herunterladen.
Workshop Agenda
Begrüßung |
Roman Noetzel
Leiter der Projektgruppe „Analysen, Studien, Evaluation“ im DLR Projektträger
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Der Arbeitskreis „Wirtschaft“ der Deutschen Gesellschaft für Evaluation und Einführung in das Thema
Ziele, Zwecke und Nutzen einer Evaluation im Wirtschaftskontext
Kreative Denkarten und Prozessmodelle der Kreativität
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Dr. Sonja Kind iit in der VDI/VDE-IT |
Praxisbeispiel kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
„Technologie-Roadmapping“ für KMU
Verbesserung der technologischen Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen
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Dr. Herbert Rath ZENIT GmbH, Geschäftsführung |
Praxisbeispiel Wirtschaftsförderung:
Visual Roadmap für die Strategieentwicklung des Forschungscampus Hannover-Garbsen
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Dr. Marc Bovenschulte Dr. Sonja Kind iit in der VDI/VDE-IT |
Praxisbeispiel Szenarioprozess zur Abbildung des Marktumfeldes in mittlerer Zukunft
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Holger Bornemann Prognos AG Direktor Wirtschaft, Innovation und Region
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Praxisbeispiel Innovationen für Morgen / Science2Business
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Dr. Dietmar Heyland Dr. Rolf-Dieter Fischer Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt – DLR Technologiemarketing
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Praxisbeispiel Technologiemanagement im Zeitalter von Big Data
Effizienzsteigerung und Risikominimierung beim Management von Technologie
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Dr. Antonino Ardilio, Fraunhofer-Institut fu?r Arbeitswirtschaft und Organisation IAO |
Szenarien in 45 Minuten – Ein interaktives Experiment
In weniger als einer Stunde werden systematisch sechs Zukünfte für den Arbeitsmarkt 2025 erarbeitet, um möglichen Chancen und Risiken der Digitalisierung für Unternehmen nachzuspüren. Im Zeitraffer durchlaufen die Teilnehmenden einen Szenarienprozess, um einen ersten Eindruck für diese Kerntechnik der strategischen Vorausschau zu bekommen
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Dr. Johannes Gabriel Foresight Intelligence |